DIE GLASHÜTTE IN NEU JOSEFSTHAL

Die Ortschaft wurde im Jahre 1732 vom damaligen Besitzer der Herrschaft Goldenstein, Josef Johann Adam von Liechtenstein als Glashütte gegründet und nach seinem Namen benannt. Ihre Tätigkeit wurde nach 58 Jahren abgeschlossen. Der Ort der Glashütte wurde aber nicht verlassen, die Ortschaft existierte noch 170 Jahre lang bevor sie verfiel.

Die Glashütte in Neu-Josefsthal

Die Gründung einer Glashütte in der Umgebung Goldensteins war damals nichts Außergewöhnliches. Diese Region war eines der bedeutendsten Orte der Glasindustrie Mährens. Die Anfänge dieses Industriezweiges hängen hier mit dem Bergbau und der Erzschmelze zusammen. Deshalb findet man die Glashütten in dieser Region in den schriftlichen Materialien bereits im späten Mittelalter und fast 400 Jahre später gibt es über sie noch schriftliche Eintragungen.

Die Stelle für den Bau der Glashütte wurde vor allem wegen dem leicht zugänglichen Holz, der genügenden Wassermenge, Quarz und weiterer Rohstoffe, weiter auch wegen der Möglichkeit von Landwirtschaft in unmittelbarer Nähe. Ihre Situierung in die Höhe von 820 m Meereshöhe konnte scheinbar den Transport der erzeugten Ware zu den Kunden erschweren. Trotzdem war der Absatz der Ware gesichert wie für den Gebrauch der Liechtensteiner Herrschaft, so für die Umgebung. Als Hauptverbindungen gab es zwei Wege. Einesteils der Weg entlang des Flussbettes des Gebirgsbaches Rauschbordbach nach Franzental, anderseits einen zweiten Weg über die Wälder und Wiesen nach Hinter Aloisdorf, von da nach Aloisdorf und schließlich nach Goldenstein, dem Sitz der Herrschaftsverwaltung. Der ursprüngliche Name Goldenstein zeigt auf den früheren Bergbau und auf die Tradition des Abbaus von Edelmetallen.

Die Glashütte und die sich um sie ausbreitende Ortschaft hieß von 1732 bis 1747 Josefsthal, nach 15 Jahren trug sie dann den Namen Neu Josefsthal, da es eine Ortschaft gleichen Namens im Mährischen Karst gab. Beide Namen wurden abwechselnd bis 1945 benützt, später hieß der Ort offiziell Josefova. Die Änderung in den deutschen Ortsbezeichnungen (Josephsthal – Neu Josephsthal – Neu Josefsthal – Neu Josefstal) beweist die sprachliche Entwicklung.

Die Glashütte samt Ortschaft war im linken Teil des Tales situiert (stromaufwärts) im Hang rundum den Zusammenfluss des Rauschbordbaches mit seinem Zufluss genannt Polombach. Beide ausgiebigen Wasserquellen waren für die Tätigkeit der Glashütte unerlässlich. Über beide Bäche führten einfache gewölbte Steinbrücken. Die ursprüngliche Brücke über den Rauschbordbach ist erhalten und renoviert. Der Weg, der westlich in Richtung Goldenstein führte, teilte die im Hang ausgebreitete Ortschaft in zwei Teile. Im unteren Teil befand sich das Gebäude der Glashütte, weitere Betriebsgebäude und im oberen Teil größtenteils die Behausungen der Glasmacher. Der ganze Hang war gegen Süden orientiert und für die Landwirtschaft geeignet. Die Felder erstreckten sich in westlicher Richtung um den Weg nach Aloisdorf. Der zweite Teil der Ortschaft entstand zwischen den beiden Bächen. Hier standen die für den Betrieb der Glashütte notwendigen Gebäude – das Pochwerk und das Haus des Pochwerkmeisters. Der dritte Teil der Ortschaft befand sich im rechten Teil des Tales oberhalb des Zusammenflusses beider Bäche. Hier standen gewiss Wohnhäuser. Von hier führte der Weg hinab durch das Tal nach Franzenthal.

Die Glashütte mit den erforderlichen Betriebsgebäuden – dem Sägewerk, dem Pochwerk (eine Einrichtung zur Quarzzerkleinerung mit Wasserantrieb), dem Haus des Pochmeisters, dem Haus des Schraubgläsererzeugers, die Herrschaftskammer für das Glas – baute die Liechtensteiner Herrschaft zusammen mit 4 Häuschen für die Glasmacher – s. Bild Nr. 1.

Bild Nr. 1) Die Karte mit der nordsüdlichen Orientierung von ing. Thomas Widlak aus dem Jahre 1788: im blauen Oval das Haus des Pochmeisters, im gelben das Pochwerk, im braunen das Sägewerk, im violetten Oval das Haus des Schraubgläsererzeugers, im roten die Glashütte mit dem gegenüber stehenden steinernen Kreuz und im grünen die Herrschaftskammer für Glas.

Die Glashütten im 18. Jahrhundert wurden meistens mit Grundmauern aus Stein und darauf aus Holz gebaut. Sie hatten ein Satteldach mit hohen Giebeln und Rauchabzügen in der Mitte der Firste, die den Qualm von den Glasöfen ableiteten. In unmittelbarer Nähe gab es das zur Ofenbeheizung benötigte Holz. Deshalb stand auch zwischen der Glashütte und dem Rauschbordbach kein weiteres Gebäude und das Terrain hatte nur geringes Gefälle. Die eigentliche Glashütte bestand aus dem Schmelzofen, dem Lager, einem Brunnen, einer Bindestube und der Behausung des Hüttenmeisters. Dieses Gebäude war das weitläufigste und wichtigste der Ortschaft (mit der zugeteilten Nr. 1) und hatte den Grundriss eines „L“. Ihre Situierung an dieser Stelle belegen auch Funde so genannter materieller Objekte (Beweise menschlicher Tätigkeit), s. Bild Nr. 2.

Bild Nr. 2 – Bruchstücke von geschmolzenem Glas grün und blau aus der Glashütte Neu Josefsthal

Am 31. Juli 1790 wurde der Betrieb der Glashütte eingestellt. Nach dem Jahre 1791, als das herabgekommene Gebäude von der Liechtensteiner Herrschaft Anton Hilgert kaufte, wurde das Gebäude für Wohn- und Wirtschaftszecke umgebaut. Der Grundriss wurde in ein nach links gelegtes „T“ geändert und behielt diesen bis zu ihrem endgültigen Abriss. Heute weiß man, dass es ein Holzhaus war, dessen Eingang nach Osten orientiert war. Besitzer des Hauses blieb die Familie Hilgert (Hilgart) bis in die 30ger Jahre des 20. Jahrhundert, wo es der Ortsansässige Gustav Schwarzer, der aus dem Haus Nr. 1 stammte, kaufte (s. Bild Nr. 3).

Bild Nr. 3 – Neu Josefsthal in den 30ger Jahren des 20. Jahrhundert – das Gebäude der ehemaligen Glashütte Nr. 1 bezeichnet ein roter Punkt.

Auch die anderen Betriebsbauten der Glashütte wurden nach ihrem Verfall entweder adaptiert (z.B. das Haus des Erzeugers von Schraubgläsern als Gasthaus) oder sie verfielen (Sägewerk).

Der Glasofen

Das Herz jeder Glashütte war der Schmelzofen. Bis in die Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden auf unserem Gebiet ausschließlich gemauerte Öfen, die mit Holz beheizt wurden (sog. böhmische Öfen) gebaut. Der Ofen stand in der Mitte der Glashütte, hatte zwei Teile (Schmelz- und Kühl-) und wurde mit Holzscheitern geheizt. Der Schmelzofen war oval und von beiden Seiten wurde in die Feuerung zugelegt. An einem Ende gab es einen tiefen Einschnitt, das sog. Scheidloch, das zum Ofen hin schmäler wurde, wo es eine kleine vierkantige Öffnung gab, durch die man das Holz zulegte. Darüber befand sich eine Öffnung, in die man in den Ofen neue Häfen aus Ton einlegte. Auf der anderen Seite des Ofens war ein langes, breites gewölbtes Tunnel (sog. Schür), welches hinunter zur Heizung führte. Den Tunnel gab es deshalb, weil darüber ein kleinerer gemauerter Ofen war (sog. Tonmuffel), in welchen ein tönernes Rohr aus dem Schmelzofen führte, genannt Wandloch. Dieses Rohr führte aus dem Schmelzofen die überschüssige Hitze in die Tonmuffel, die eine Art Kühlofen war: man stellte irdene Töpfe mit fertigen Produkten aus Glas zum Abkühlen hinein. Weiter wurde hier auch das Holz getrocknet (im sog. Brotofen - Brodovna) und Quarz gebrannt - zur Vorbereitung des Sandes für das Schmelzen des Glases. Bild Nr. 4 zeigt, wie ein Zweikammerschmelzofen aus dem Gebiet des Gratzener Berglandes im 17. bis 18. Jahrhundert ungefähr aussah. Es ist anzunehmen, dass eine Variante von diesem Ofen (Zweikammersystem) auch in Neu Josefsthal gebaut und benützt wurde (in der Glashütte im ehemaligen Gebäude Nr. 1).

Bild Nr. 4 – Zweikammerschmelzofen aus dem 18. Jahrhundert (Grundriss und Schnitt; A – Schmelzofen, B – Kühlofen /Tonmuffel/, a – Scheitloch, b – Arbeitsöffnungen, c – Fußbodenniveau der Arbeitsöffnungen, b – Wandloch, e – Schüröffnung, f – Brodovna /Brotofen/)

Berufe der Glashütte in Neu Josefsthal

Am Betrieb der Glashütte waren diese Berufe beteiligt: die Liechtensteiner Herrschaft vertrat der Hüttenschreiber (Verwalter) - das war 1747 Johann Anton Divis. Weiter der Hüttenmeister oder Glasmeister (im Jahre 1788 Christoph Sharal, im Jahre 1790 Johann Scholz) und seine Gesellen – Glasmacher (im Jahre 1739 Urban Hilgert und Georg Schön, 1742 Friedrich Scholz…). Weiter Schmelzer, Glasschneider und Schleifer (1761 Anton Pohl und 1763 Franz Losert). Wohlgemerkt – die Schmelz-Saison lief nur einen Teil des Jahres, den restlichen Teil des Jahres verbrachten die Glasarbeiter mit der Förderung von Quarz, Holz zum Beheizen der Glashütte und für die Asche zur Erzeugung von raffinierter Pottasche (Flusserei). Davon, wie die Pottasche in der Umgebung von Neu Josefsthal aus Holz gewonnen wurde, zeugt der Name eines Zuflusses des Rauschbordbaches und zwar des Pottaschenbaches, der oberhalb von Hinter Aloisodrf entspringt und an der Stelle „An der Mühle“ von rechts in den Rauschbordbach hineinfließt. Sein Name erinnert an die Tätigkeit der sog. Aschenführer. Teil der Glashütte war auch das Pochwerk, eine Anlage zum Zerkleinern von Quarz, der in der Umgebung der Ortschaft gefördert wurde. Diese Arbeit verrichtete der Pochsteiger. Ihm oblag die Zubereitung einer Masse zum Schmelzen namens Glasgemenge. Ein weiterer Beruf war der Hafenmeister. Er erzeugte Häfen, irdene Abdichtungen der Ofenöffnungen, er kannte sich auch beim Bau eines Ofens aus. Der Ofen hielt meistens eine Schmelz-Saison aus. Eine weitere wichtige Person war der Gastwirt (in der Zeit von 1755 bis 1762 war Glasbläser und zugleich Gastwirt ein gewisser Ignaz Hilgert). Schriftlich belegt ist in Neu Josephsthal auch die Erzeugung von Schraubgläsern.

Die Erzeugnisse der Glashütte Neu-Josefsthal

Es gibt schriftliche Eintragungen über die Produktion und über konkrete Erzeugnisse aus Glas. Sie entsprechen wahrscheinlich einem gewissen Standard und den zeitgemäßen Ansprüchen. Im Jahre 1747 wurden in Neu Josefsthal diese Glaserzeugnisse hergestellt: Tafelglas, Kreideglas, gewöhnliches Glas – Gläser und Flaschen, einige Arten von Butzenscheiben und nicht verziertes Kreideglas. In den Jahren 1781 bis 1786 wurde die Erzeugung um Flaschen für Andersdorfer Sauerbrunnen erweitert sowie verzierte Flaschen für Spirituosen. Die letzte Schmelzsaison der Josefsthaler Glashütte war vom 20. Dezember 1789 bis 31. Juli 1790 und da wurden erzeugt: Kreide- und einfaches Glas, Krüge, Gläser, Spiegel, Flaschen usw. Zu den Abnehmern der Glaspropduktion gehörten: die Goldensteiner Herrschaft, Mährisch Schönberg, Mährisch Trübau, die Olmützer Kaliwerke, der Verwalter des Andersdorfer Sauerbrunn, wie auch Einzelpersonen – z.B. Franz Müller aus Nieder-Lindewiese, der Erbrichter aus Thomasdorf, der Revierförster aus Spornhau und der Schusterzunftmeister aus Mährisch Schönberg. Seine geschliffenen Bierhumpen mit Zinkdeckel aus den Sammlungen des Heimatmuseums in Mährisch Schönberg sind auf dem Bild Nr. 5 abgebildet. Sie sind ein besonders schönes Dokument der Kunst der hiesigen Glasbläser.

Bild Nr. 5 – Humpen des Meisters der Schusterzunft aus Mährisch Schönberg aus dem Jahre 1777 – ein Erzeugnis der Glashütte in Neu Josefsthal

Die Löhne der Glasbläser in Neu Josefsthal

Glasbläser galten als Fachleute, und sie behielten ihre Kunst für sich und gaben sie in den Familien von Generation zu Generation weiter. Im Jahre 1753 bekam der herrschaftliche Hüttenschreiber in Neu-Josefsthal jährlich 75 Taler und als Deputat 6 Ohm Bier, 4 Metzen Weizen, 12 Metzen Korn, 10 Klafter Holz. Der Oberglasgeselle verdiente wöchentlich 1 Taler für die Arbeit und der Glasgehilfe 20 Taler jährlich und an Deputat Salz, Butter, Getreide, Mehl zu den Feiertages.

VERWENDETE LITERATUR:

ŠTĚPÁN, ŠTĚRBOVÁ: Vývoj sklářského průmyslu na panství Branná, in Severní Morava, sv. 78/1999, Šumperk 1999.

HÝBL, Štěpán: Historie zaniklé osady Josefová v katastru obce Nové Losiny : středoškolská odborná činnost, Šumperk: VOŠ a SPŠ Šumperk, 2013, 49 s. Vedoucí práce Pavel Mareš.

BÁRTA, Jan: Život na staré huti, Archiv pro dějiny průmyslu, obchodu a technické práce v Praze, Praha 1935.

Státní okresní archiv Šumperk, fond Archiv obce Branná, inv. č. 235 (Mapa panství Kolštejn [dnes Branná] z roku 1788 kreslená Thomasem Widlakem).

Historická fotografie Josefové, Heimatkreis Mährisch-Schönberg e. V., Bad Hersfeld (SRN), fond obce Neu Ullersdorf.

Půdorys a bokorys dvoukomorové sklářské pece ze 17. až 18. století. [online]. [Cit. 28. 4. 2014].
Dostupné z URL: http://www.kohoutikriz.org/priloha/brezi.php